Ascension, Februar 2015

Herrliches Segeln!
Herrliches Segeln!

Oh, wie schön ist das Seglerleben!

Die Überfahrt nach Ascension war ebenfalls – wie bereits die Fahrt nach St. Helena – ruhig und angenehm. Wieder verbrachten wir die Zeit mit viel Relaxen und Lesen – so eine angenehme Fahrt hatten wir auf unserer ganzen Reise noch nicht!

 

Napoleon und ein Schildkrötenstempel

Ascension wurde früher lediglich von Unmengen von Krebsen und Schildkröten bewohnt. Erst als Napoleon nach St. Helena verfrachtet wurde, brachten die Briten menschliches Leben auf Ascension aus Angst, die Franzosen würden Napoleon „befreien“ wollen.

Immer noch dient die Insel als Stützpunkt der Royal AirForce und der US AirForce, obwohl es uns bis heute nicht ganz klar ist, was die mittlerweile bewachen – vielleicht müsste jemand sie mal über Napoleons Tod informieren... 

 

Ascension hat so wenige Besucher, dass die Polizeistation sogar am Sonntag eigens für Segler öffnet, damit sie einklarieren können. Bei unserer Ankunft an einem Wochentag allerdings war es sehr hektisch, da wir zeitgleich mit der RMS St. Helena ankerten. Die RMS St. Helena fährt nach dem Stopp in St. Helena nach Ascension weiter und bringt einige wenige Touristen oder Einheimische (zurück aus den Ferien) und mindestens zwei Wochen alte Lebensmittel aus Cape Town auf die Insel. Die Ankunft dieses Schiffes ungefähr alle drei Wochen gilt als das Highlight. Wir wurden etwas vernachlässigt und verpassten es, an Ort und Stelle einzuklarieren. Deshalb suchten wir die Polizeistation auf und wurden zu stolzen Besitzern eines Schildkrötenstempels in unserem Pass. Dieser Stempel wird eigentlich gar nicht mehr verwendet – hoffentlich waren wir überhaupt legal in Ascension.

 

Einzigartige Wassertierwelt

Die Krebse und die Schildkröten sind glücklicherweise trotz der menschlichen Besiedlung in Ascension geblieben. Die Turtles waren es wirklich wert, hierhin zu kommen. Von unserem Ankerplatz aus (der übrigens am wichtigsten Schildkrötenstrand der Insel lag) konnten wir im Wasser unzählige Turtles beim Schwimmen, Raufen oder anderen, an dieser Stelle nicht detailliert beschriebenen Aktivitäten, beobachten. Immer wieder tauchte ein Kopf aus dem Wasser auf, schnaufte laut und erschöpft um anschliessend wieder unterzutauchen... Die Schildkröten sind riesig, mit gut einem Meter Panzerdurchmesser. Pro Jahr kommen rund 3‘000 Schildkröten von Brasilien her geschwommen um ihre Eier an den 32 Stränden auf der Insel zu vergraben. Und wie die graben, das ist unglaublich! Wenn man da zu nahe kommt, ist man voller Sand. Nicht, dass uns das passiert wäre...:-)

 

An unserem Ankerplatz trafen wir neben den Schildkröten auch eine fleissige Putzbrigade in Form von kleineren, schwarzen Fischen an. Noch bevor wir geankert hatten, verfolgten uns die Fische bereits hartnäckig. Später sahen wir wieso: Die hatten solche Freude am Grünzeug desUnterwasserschiffs der Sweet Pearl, dass sie uns gleich alles wegfrassen. Wie herrlich! Als wir nach einigen Stunden an Land zum Boot zurückkehrten, blickten wir stolz auf einen blitzblanken Rumpf. Wir bedanken uns! Später haben wir festgestellt, dass die mit ihren kleinen Zähnen eigentlich alles fressen sogar faule Äpfel, Ananasstauden und Fischabfälle... Das erinnerte uns irgendwie an Piranhas und danach verging Sandra die Lust, ums Schiff schnorcheln zu gehen...

 

Abenteuer Landgang

Die Landepier in St. Helena war bereits eine Herausforderung, verglichen mit der Landepier in Ascension allerdings war St. Helena ein Kinderspiel! Wie in St. Helena hält man sich an Seilen fest und versucht, sich so elegant wie möglich an Land zu schwingen. Gleichzeitig betet man, dass das Boot unter den Füssen nicht im gleichen Moment von den Wellen weggeschwemmt wird, nur, dass die Wellen auf Ascension einiges höher und aggressiver sind als in St. Helena. Als wir mit Colaflaschen am Pier standen und diese in das Dinghi legen wollten, machten wir uns um eine etwas hartnäckigere Welle, die unsere Knöchel umspülte, noch kaum Gedanken. Nach einigen Sekunden kam die nächste Welle unaufhaltsam angerollt – diese hatte es in sich und überschwemmte uns erbarmungslos! Tom versuchte verzweifelt, die heiligen Colaflaschen, seine unverzichtbaren Flipflops und seine Frau festzuhalten, die von dieser heftigen Welle ergriffen wurden und drohten, weggespült zu werden. Glücklicherweise gelang es ihm, das Wichtigste zu retten – nein, das waren nicht die Flipflops! Auch nicht die Colaflaschen!!! Diese wurden nämlich samt und sonders ins Meer rausgespült. Sandra stand zwar noch auf der Pier, sah allerdings aus, als hätte sie in ihren Kleidern geduscht und triefte vor sich hin... Klitschnass amüsierten wir uns anschliessend während einer guten halben Stunde, die um die Pier schwimmenden Plastikflaschen und Flipflops mit dem Dinghi wieder einzusammeln und dachten mit Wehmut daran, dass wir vor nur fünfzehn Minuten den Luxus einer ausgiebigen Süsswasserdusche genossen hatten...

 

Unheimliche Insel

Nicht nur wegen dieser tollen Pier wäre Ascension definitiv kein Platz für uns. Es dominieren schwarze, vulkanische Hügel, trostlose Barackensiedlungen aus den 60er Jahren (die alle der Regierung gehören) und unzählige Antennen (aber wirklich unzählige) jeglicher Grösse. Das Resultat einer Untersuchung bezüglich der Belastung durch elektromagnetische Wellen wurde der Bevölkerung nie mitgeteilt – tja, warum wohl? Es ist verglichen mit St. Helena noch viel ruhiger und viel weniger bis gar nichts los. Kein Wunder, bei knapp 800 Einwohnern. Aber seid beruhigt, es hat hier wenigstens einen Golfplatz. Dieser ist allerdings im Guiness Buch der Rekorde als der „Hässlichste Golfplatz der Welt“ bekannt. Es gibt nämlich kein einziges, aufwändig gründlich gepflegtes saftiggrünes Green, nein, man spielt auf der staubtrockenen, rotbraunen Vulkanerde und hofft, irgendwo das rote Fähnchen zu entdecken, damit man wenigstens weiss, in welche Richtung man den Ball spielen muss. In Ascension gibt es genau einen Ort, an dem Gras wächst und es schön grün ist: Im hochgelegenen Green Mountain National Park. Das ist zugleich der einzige Platz, der uns einigermassen gefallen hat. Der Rest sieht aus wie eine karge Mondlandschaft mit Hunderten von Antennen aller Grössen... Wir haben mit der Zeit gar Verschwörungstheorien entwickelt und sind uns mittlerweile sicher, dass Ausserirdische Ascension als ihren Erdstützpunkt ausgewählt haben. Aufgrund dieser Überlegungen empfehlen wir, von einem längerem Aufenthalt auf dieser Insel wegen schädigenden elektromagnetischen Wellen abzusehenJ.

 

Falls ihr Lust habt, in Ascension zu leben (was wir uns nach unseren Kommentaren aber nur noch schwer vorstellen können), dann seid vorgewarnt: Ihr könnt hier nur wohnen, wenn ihr eine Arbeit habt. Sobald ihr pensioniert seid, müsst ihr von der Insel weg. Offiziell wegen dem nicht vorhandenen Health Care System (Stichwort elektromagnetische Wellen). Die Mehrheit der Einwohner hat einen temporären Arbeitsvertrag und ein Kriterium für die Angestellten der British Royal AirForce ist tatsächlich der Singlestatus!

 

Auf nach Kap Verde!

Beim nächsten, längeren Leg, der uns nach Kap Verde führte, hatten wir wirklich alles: Angenehmes Downwindsailing, Windstille in den Doldrums, Starkwind und schliesslich auch noch Wind und Welle von vorne. Aber wir kamen Meile um Meile voran und näherten uns unaufhaltsam Kap Verde. Moment mal - kommt euch der Name dieser Inselgruppe vor der Westküste Afrikas bekannt vor? Uns auch J!!!

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