St. Helena, Januar 2015

Ankunft in St. Helena
Ankunft in St. Helena

Fröhliches Winken allerseits!

Die Fahrt aus der Marina in Cape Town war wunderschön: Unsere Besucher Carmen, Hannes, Boris und Achim winkten uns so fröhlich zum Abschied zu, dass Dutzende andere Passanten uns plötzlich auch eine gute Reise wünschten und ihrerseits anfingen zu winken J... Einen solch triumphalen Abschied kann man sich wirklich nur wünschen – es war ein toller Start in 

den nächsten Leg nach St. Helena!


Schönes Seglerleben

Wir hatten zu Beginn einen guten, kräftigen Wind, der uns angenehm vorantrieb. Nach etwa vier Tagen setzte das angekündigte Hoch ein und der Wind wurde immer schwächer. Langsam und ruhig segelten wir gemütlich Richtung St. Helena – nach dem turbulenten Segeln vor und teilweise um Südafrika eine wahre Wohltat! Ruhige, sonnige Tage mit tiefblauem Meer und hellblauem Himmel, endlose Weiten vor und hinter uns, sternenklare Nächte und viel, viel, viiieeel Zeit zum Lesen und relaxen – wunderschönes Seglerleben!

 

St. Helena

Nach 1790 Seemeilen (rund 3200 km) war es beruhigend, wieder einmal ein Stückchen Land zu entdecken: Das sagenumwobene St. Helena ragte steil vor uns aus dem klaren Wasser. Die Insel sieht von weitem ziemlich trist und braun aus – aber keine Angst, im Innern ist es erstaunlich schnuckelig grün.

 

Wir versuchten uns in Napoleon hineinzuversetzen (dafür mussten wir uns natürlich ducken), der vor genau 200 Jahren hier ankam, nachdem er die Schlacht um Waterloo verloren hatte und von den Briten auf diese Insel mitten im Südatlantik verbannt wurde. Die historische Bedeutung der Insel in Zusammenhang mit Napoleon und ihre abgelegene Lage waren für uns die zwei grössten Anziehungspunkte. Immer noch ist die Insel  ausschliesslich per Schiff erreichbar! Die RMS St. Helena fährt alle zwei Wochen von Cape Town Richtung St. Helena los und benötigt für die gesamte Strecke gute fünf Tage. Das klingt zwar noch nicht so schlimm, aber auch zurück sind es natürlich fünf Tage! Das heisst, bei Ferien von zwei Wochen kann man nur gerade zwei bis drei volle Tage für die Erkundung der Insel einsetzen...:-) Falls ihr nicht dahin segeln möchtet, dann könnt ihr voraussichtlich 2016 dahin fliegen. Dann soll nämlich der Flughafen in Betrieb genommen werden. Bis dahin geben wir euch gerne AuskunftJ.

 

Abenteuerliche Landgänge

Kaum waren wir angekommen, wollten wir einen ersten Erkundungsgang an Land unternehmen. Das war nicht ganz einfach, denn wir konnten vom Mooringfeld aus unser Dinghi nicht benützen, da es keinen Dinghidock gibt. Über Funk konnten wir aber ein Taxiboot anrufen. Wenn dieses gerade unterwegs war, dauerte es einige Zeit, bis es bei uns ankam. Dann mussten wir natürlich noch aussteigen und an Land kommen. Das klingt zwar nicht sehr schwierig, aber der Dock alleine kann Alpträume verursachen. Er ist mit dicken Autoreifen gepolstert und verfügt über ein Gerüst, an dem vier dicke Seile hängen. Was man mit denen macht? Genau, man hält sich daran fest und schwingt sich an Land, während das kleine Taxiboot mit jeder Welle wild schaukelt (ein bis zwei Meter in alle Richtungen!) und der Steuermann seine liebe Mühe hat, es einigermassen am Dock zu behalten. Es kann deshalb auch vorkommen, dass die Passagiere der riesigen Kreuzfahrtschiffe, die manchmal hier Halt machen (und die Anzahl der Bevölkerung auch gleich verdoppeln) zu ihrer grossen Enttäuschung gar nicht an Land kommen können! Deshalb meinte wohl auch ein Einheimischer (diese nennen sich übrigens „Saints“ – Heilige) zu uns, er hätte lieber einen vernünftigen Dock anstatt einen Flughafen.

 

Eine Inselrundfahrt zeigte uns die Häuser, in denen Napoleon bis zu seinem frühen Tod 1821 (sechs Jahre nach Ankunft auf St. Helena) gelebt hatte. Da die Franzosen ziemlich alles 19 Jahre nach Napoleons Tod nach Frankreich geschafft haben (inklusive das, was von Napoleon dann noch übrig war), ist kaum mehr etwas Spannendes auf St. Helena geblieben, ausser Unmengen von staubtrockenen Tapeten und einige, eng beschriebene Briefe. Diese werden aber in Bilderrahmen verpackt gross angepriesen und wir begutachteten sie natürlich entsprechend ehrfürchtig.

 

Jacob’s Ladder und ihre Folgen

Die berühmte „Jacob‘s Ladder“ konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Ursprünglich als Lastenzug gedacht und erst später zur Treppe umgebaut, ersetzt sie heute vermutlich sämtliche Turnstunden in den örtlichen Schulen. Ganze 699 Stufen hoch oder runter gehts. Der Rekord liegt bei fünf Minuten rauf und einer Minute runter. Runter allerdings gehts nicht zu Fuss, nein, Wagemutige schlittern auf Unterarmen und Waden  den Handläufen entlang hinunter. Wir blieben vorsichtshalber bei der herkömmlichen Methode. Tom schaffte es in sage und schreibe 10 Minuten rauf und Sandra war mit 14 Minuten auch nicht sooo schlecht... Nach einer kurzen Verschnaufspause gings auch gleich wieder runter, was nicht unbedingt einfacher war. Die ganze Übung war in einer halben Stunde beendet - den Muskelkater allerdings durften wir noch vier Tage lang geniessen.

 

Achtung Walhai!

Was wir im Voraus nicht wussten: In St. Helena kann man mit Walhaien schnorcheln! Sofort buchten wir einen Platz. Mit einem kleineren Schiffchen fuhren wir raus und mussten gut eine Stunde lang suchen. Da ragte vor uns plötzlich eine Flosse aus dem Wasser: Endlich hatten wir einen dieser berühmten Walhaie gefunden! Ehrlich gesagt sah die Flosse noch nicht so spektakulär aus – das änderte sich aber, sobald man den Rest der Flosse unter Wasser sah! Da blieb Sandra doch glatt die Luft weg und sie musste eine kurze Schnorchelpause machen... Danach gings aber flott weiter und wir verfolgten den riesigen Walhai, der gemütlich eine Runde im Wasser drehte. Walhaie sind ähnlich gross wie Wale (etwa 15 Meter lang), aber zu unserem Glück nicht so gefährlich wie Haie. Im Gegenteil: Der Walhai frisst Plankton und hat nicht einmal Zähne. Sein Maul war zwar beeindruckend gross (er könnte uns ohne Probleme verschlucken) und ohne Unterbruch offen, aber er war nicht an uns interessiert. Auch nicht an den kleineren Fischen, die ganz frech in sein Maul rein und nach einiger Zeit wieder rausschwammen – was wir uns dann doch nicht getrauten... Dieses Schnorchelabenteuer ist definitiv eines der besten unserer Reise!!! Googlet mal den Walhai, dann könnt ihr uns sicher verstehen!

 

Nach dem Schnorcheln waren wir immer noch ganz hin und weg. Deshalb verstand Sandra auch nicht, was einer der einheimischen Tauchguides zu ihr sagte. Verständnislos schaute sie ihn an und fragte: „Sorry, what?“ Beim zweiten Versuch endlich klappte es. Er fragte: „Vo wo i dä Schwiiz chunnsch du denn?“ Tja, es kann passieren, dass man seine eigene Muttersprache nicht mehr versteht, wenn man sie längere Zeit nicht gebraucht – und absolut nicht erwartet, dass jemand in St. Helena überhaupt Schweizerdeutsch spricht!!! Aber in St. Helena findet man Leute aus allen Herren (und Frauen) Ländern... Der Tauchguide übrigens ist eigentlich Engländer, der in der Schweiz aufgewachsen ist. Seine Mutter ist ursprünglich aus St. Helena (und jeden Morgen die Jacob‘s Ladder rauf in die Schule gelaufen – barfuss!) und seine Frau Spanierin. Das nennt man wohl multikulti!

 

Nach vier Tagen in St. Helena machten wir uns auf Richtung Turtlemekka Ascension. Dazu mehr im nächsten Blog!

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