Besuch bei den Indianern
Vor unserem Panamakanal-Abenteuer besuchten wir das Emberan Indian Village. Nach einer einstündigen Fahrt mit einem Bus wechselten wir in ein schwankendes Kanu und fuhren für weitere 45 Minuten dem Chagres River entlang. Die Indianer begrüssten uns herzlich mit Musik. Nach einer kurzen Ansprache des Chiefs konnten wir das Dorf besichtigen und Andenken kaufen. Anschliessend gab es ein leckeres Essen und eine Tanzaufführung. Hmmm - grundsätzlich war es sehr spannend, aber als noch eine weitere Touristengruppe kam und wir erfuhren, dass die Indianer in der Dry Season jeden Tag Touristenbesuche hatten, waren wir nicht mehr so ganz von der Ursprünglichkeit überzeugt.
Gefährliches Colon und modernes Panama-City
Um Sandra's Eltern in Panamy-City abzuholen, fuhren Tom und Sandra mit dem Bus von Colon nach Panama-City. Colon ist die zweitgrösste Stadt in Panama und extrem gefährlich. Allein im Januar 2014 wurden in dieser Stadt schon 12 Menschen getötet. Als wir am Busbahnhof in Colon ankamen, meinte der Taxifahrer nur, wir sollten augenblicklich in den Bus steigen und uns nicht mehr vom Platz rühren. Leider sieht man uns beiden auf eine Meile an, dass wir Touristen sind: Zwei grosse, bleiche, blauäugige Menschen... Glücklicherweise ist uns nichts passiert. Dagegen ist Panama City wirklich angenehm - und extrem modern. Hochhäuser reihen sich zu einer eindrucksvollen Skyline aneinander, breite Fussgängerwege säumen das Meeresufer und riesige Einkaufshäuser ziehen einem das Geld aus dem Portemonnaie.
Um den Kanal auch noch aus einer anderen Perspektive zu sehen, nahmen wir den einzigen Zug, den es in Panama gibt, die Panama Railroad. Ursprünglich zum Transport der Kanalarbeiter und diverser Güter gedacht, ist der Zug heute auch eine Touristenattraktion. Eindrucksvolle Aussichten auf den Regenwald, den Kanal sowie diverse Seen begleiteten uns bis nach Colon.
Panamakanal
Am Morgen des 30. Januars hatten wir das Skipper's Briefing für die Durchfahrt durch den Kanal. Etwas Nervosität machte sich dann doch breit: Puh, hoffentlich wird alles gut gehen!
Um 15.00 Uhr legten wir von der Shelter Bay Marina ab und machten uns auf den Weg Richtung Ankerplatz. Dort warteten wir auf unseren vom Kanal zur Verfügung gestellten obligatorischen Advisor, Franklin, der uns den ganzen Weg durch den Kanal begleiten würde. Franklin hat bereits über 350 Segelschiffe durch den Kanal geführt und deshalb einiges an Erfahrung. Bald zogen wir den Anker wieder rauf und los ging es Richtung erste Schleuse, den Gatun Locks. Kurz davor fuhren wir an die Seite der Boingo Alive, einem weiteren Schweizer Schiff, das die World ARC mitmacht. Rasch machten wir uns fest und nachdem das Schiff Dinghy sich auf der anderen Seite von Boingo Alive festgemacht hatte, ging es mit unserem "Nest" von drei Schiffen Richtung erste Schleuse. Gatun Locks hat drei Kammern, die die Schiffe insgesamt 15 Meter hochheben können. Die Linehandlers warfen zwei Leinen auf unser Schiff, und wir gaben ihnen unsere Festmacherleinen hoch. Diese wurden an der Schleusenwand fixiert und nachdem alle 14 Schiffe des Transit 3 der World ARC in der Schleuse waren (in "Nestern" von drei oder zwei Schiffen) schlossen sich die Schleusentore. Schon bald merkten wir, wie wir und das Schiff anstiegen - Frischwasser wurde in die Schleuse gepumpt. Es wird nur mit Frischwasser gearbeitet - Milliarden Liter werden täglich gebraucht. Mit den neuen Schleusen, die aktuell gebaut werden, soll diese Unmenge von Wasser wenigstens ein zweites Mal gebraucht werden können.
Kaum hatten sich die Schleusentore geschlossen, kam plötzlich Bewegung ins Nachbarschiff: Kurz darauf erschallten über die Lautsprecher der Boingo Alive aus Spass Alphornklänge...! So kam es, dass alle Schiffe und alle Linehandlers in der ersten Schleuse am frühen Abend in den Genuss von Alphornmusik kamen. Ein spezielles Gefühl: So weit weg von der Heimat etwas so typisch Schweizerisches zu hören...
Nach der Schleuse lösten wir unser "Nest" und gingen an die Mooring, wo wir eine sehr ruhige und angenehme Nacht verbrachten. Am nächsten Morgen kam Franklin wieder an Bord und wir machten uns auf, den 26 Seemeilen langen Teil des Panamakanals im Gatun Lake zu durchqueren. Nicht alle waren so glücklich: Eine Segelyacht konnte ihren Anker nicht mehr einziehen, er war irgendwo festgehakt, möglicherweise an einem Baumstrunk am Grund des Stausees. Für den Gatun Lake wurden vor rund hundert Jahren (2014 ist der Kanal übrigens seit 100 Jahren in Betrieb!) während eineinhalb Jahren vier Flüsse gestaut. Der Gatun Lake war seinerzeit das grösste von Menschenhand geschaffene Bauwerk - auch ganze Dörfer verschwanden in den Fluten. Gatun selbst, ein kleineres Dorf, musste vor hundert Jahren den Platz räumen - und aufgrund der aktuellen Bauarbeiten zur Vergrösserung des Kanals müssen sie dies erneut tun. Die Segelyacht schliesslich liess ihren Anker samt 100 Meter Kette am Grund des Stausees liegen, wo er vergessenen Bäumen, Sträuchern und möglicherweise gar Hausruinen Gesellschaft leistet.
Auf dem Weg zur nächsten Schleuse kamen uns immer wieder dicke Frachter entgegen - sie passierten uns mit nur wenigen Metern Abstand. Auf dem offenen Meer hätte uns diese Nähe sehr schockiert, im Kanal ist dies völlig alltäglich. Schliesslich kamen wir zur zweiten Schleuse, Pedro Miguel Locks. Nun ging es nicht mehr aufwärts, sondern abwärts. Wieder machten wir uns im "Nest" fest und lösten dieses nach der Schleuse nicht mehr auf, denn kurze Zeit später kamen wir bei der letzten Schleuse, den Miraflores Locks an. Dort winkten wir fleissig in die Webcams und den Zuschauermengen zu. Noch zwei Kammern und dann hatten wir es geschafft: Wir sind im Pazifik angekommen!!! Unter der Bridge of the Americas fuhren wir dem nächsten Abenteuer entgegen...
Wir verbringen noch einige Tage in Panama City, bevor wir nach Las Perlas segeln. Nach einem kurzen Aufenthalt folgt dann eine längere Strecke nach Galapagos!
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Maria Schmid (Montag, 03 Februar 2014)
Hoi zämä
wir haben mit euch gefiebert und wir denken für Ruth und Franz waren das eindrückliche Momente.
In Gedanken sind wir bei euch und wünschen euch viel Gfreuts, spannende, berührende Momente, bin jetzt schon neugierig was sie alles zu erzählen haben.
Weiterhin gute Fahrt, feste Umarmung euch allen.
Seid lieb gegrüsst aus der nebligen Schweiz, und Ruth und Franz eine gute Heimreise.
Maria und Co